Bildquelle: zVg

Der Inferno Triathlon ist seit 25 Jahren eine absolute Multisport-Perle und weit über die Grenzen hinaus bekannt. Der spektakuläre Event repräsentiert das Berner Oberland auf perfekte Weise: naturverbunden und bodenständig.

Der Duden definiert ein Inferno wie folgt: «Ort eines unheilvollen, entsetzlichen Geschehens, von dem oft eine grössere Menschenmenge gleichzeitig und unmittelbar betroffen wird».

Tatsächlich wird beim Inferno Triathlon «eine grössere Menschenmenge gleichzeitig und unmittelbar betroffen», doch sonst ist der Alpin-Triathlon im Berner Oberland weder unheilvoll noch entsetzlich, sondern weit himmlischer als höllisch. Vielleicht müsste man auch unterscheiden – himmlisch für den Geist und höllisch für den Körper.

Beginnen wir beim Geist oder der Seele. Würde man die gesamte Strecke des Inferno Triathlons bequem als Sightseeing-Tour anbieten, könnte man wohl ganze Busse mit landschaftshungrigen Touristen füllen. Im Kurzbeschrieb: Idyllische Überquerung des Thunersees am frühen Morgen, abwechslungsreiche Fahrt über Beatenberg zum Niederhorn mit Blick auf das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau und Seeblick bis nach Interlaken, Fahrt dem Brienzersee entlang bis nach Meiringen, wunderschöne Bergfahrt hinauf auf die Grosse Scheidegg mit erneut grandioser Alpenwelt, rasante Talfahrt mit atemberaubendem Blick auf die Eiger Nordwand, idyllischer Aufstieg auf die Kleine Scheidegg bis zum Fuss der Jungfrau, erneute Schussfahrt über Wengen bis nach Lauterbrunnen, und zum krönenden Dessert der abwechslungsreiche Aufstieg über Mürren hinauf in die bizarre Gebirgswelt des Schilthorns. Schöner kann ein Ausflug ins Berner Oberland kaum sein.

155 km, 5500 Hm

Im komfortablen Bus wird die Strecke des Inferno Triathlons aber zum Glück nicht angeboten, die Sportlerinnen und Sportler müssen die Sightseeing-Tour aus eigener Kraft leisten. Es warten furchteinflössende Eckdaten auf den Körper, vor allem himmelwärts: Auf den total 155 Kilometern summieren sich 5500 Höhenmeter in den vier Sportarten Schwimmen, Rennvelo, Mountainbike und Laufen.

Kein Wunder daher, ist der Inferno Triathlon im Lauf seiner langen Geschichte mit praktisch allen Superlativen beschrieben worden, die es im Multisport gibt: der Härteste, der Brutalste, der Schönste, der Familiärste, der Sympathischste – und in der Summe als Gesamtpaket wohl gerade deshalb seit vielen Jahren der Spektakulärste und derjenige Multisportevent, an den unzählige Ausdauersportler ihr Herz verloren haben.

15 bei der Premiere

Bei der Erstaustragung 1998 sah das noch ein bisschen anders aus, da haben es gerade mal 15 Athleten aufs Schilthorn geschafft, einige mussten wegen des schlechten Wetters aus dem Rennen genommen werden. Ein Jahr später waren es bereits 89, davon 5 Frauen. Doch angesichts der logistischen Aufwendungen mit gegen 500 Helfern viel zu wenig für ein ausgeglichenes Budget, weshalb die Organisatoren handelten und nach zwei Jahren die Team-Kategorie einführten (Viererteam mit mindestens einer Frau), was dem Event enormen Schub verliehen und auch Breitensportler zur Teilnahme motiviert hat.

Inspiriert durch den ebenfalls 1998 erstmals stattfindenden Gigathlon, wurde kurz danach auch noch die Couples-Kategorie angeboten, auch sie bis heute sehr beliebt. Seit 2001 ist im Rahmen des Inferno Triathlons zudem der fünf Jahre länger bestehende Inferno Halbmarathon in die Gesamt-Veranstaltung integriert. Der Inferno Halbmarathon startet in Lauterbrunnen und folgt danach der Inferno Triathlon-Strecke mit Ziel vor dem Piz Gloria auf dem Schilthorn auf 2970 m ü. M. So spricht der Inferno Triathlon als Event mittlerweile alle Kategorien begeisterter Ausdauersportler an: Durchtrainierte Single-Athletinnen und -athleten, reinrassige Läufer und vor allem auch Hobbysportler, die einzeln oder im Team einen sportlichen und unvergessenen Ausflug im Berner Oberland erleben möchten.

Was gut ist, bleibt gut

Ausser den erwähnten Anpassungen in den Anfangszeiten wurden in all den Jahren erstaunlich wenige Veränderungen durchgeführt, weder bei der Streckenführung noch bei der Logistik. Ganz der Mentalität in der Region entsprechend, setzt das OK auf Bewährtes und will und kann nicht jedes Mal die (Ausdauer)Welt neu erfinden. Die komplexe Organisation mit bis zu 900 engagierten Helfern hat sich über die Jahre eingespielt und bewährt.

Damit die Schilthornbahn nicht überlastet wird, ist bei den Single-Athleten ein Teilnehmerkontingent von 333 Sportlerinnen und Sportler gesetzt. Bei der Couples- und Team-Trophy sind genügend Kapazitäten vorhanden, zumal auch der Inferno Triathlon wie viele Ausdauersportevents unter der Pandemie gelitten hat und die Teilnehmerzahlen 2022 noch nicht ans Niveau früherer Jahre herangekommen sind.

Ein weiterer Grund für die unerschütterlichen Ruhe und Zuversicht der Macher ist der Umstand, dass für die Schilthornbahn AG als Veranstalter nicht nur die reine Wirtschaftlichkeit des Events im Fokus steht, sondern die Strahlwirkung als Touristenmagnet miteinbezogen wird. Am Start des Inferno Triathlons stehen Sportler aus der ganzen Welt.

Nur Singles ganz oben

Bei den Triathleten schaffen es nur die schnelleren Single-Athleten bis ganz hinauf aufs Schilthorn, für sie bedeutet der Zieleinlauf auf dem Mürren-Grat quasi der Ritterschlag für eine unglaubliche Leistung.

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Wer Mürren nicht zur vorgegebenen Kontrollzeit bis 18 Uhr passiert, wird gestoppt und dort gewertet. Ab 17.50 Uhr steht OK-Präsident Kaspar Grünig in Mürren bereit und schaut jedem Teilnehmer tief in die Augen, fragt, wie es ihm oder ihr geht und schätzt ein, ob es noch Sinn macht, weiter zu laufen. «Da kann es durchaus auch mal Tränen geben», sagt der ehemalige Spitzenläufer, «doch viele sind auch froh, wenn man ihnen die Entscheidung abnimmt und sie aus dem Rennen nimmt.»

Für alle reinen Läufer, egal, ob Halbmarathon oder Genusstrail, endet der Einsatz ebenfalls auf dem Schilthorn beim berühmten Drehrestaurant Piz Gloria, welches einst als Drehort des James Bond-Films «Im Geheimdienst Ihrer Mäjestät» berühmt wurde. Für alle Team- und Couples-Sportler ist in Mürren Schluss.

Anspruchsvoll auch im Team

Selbst wenn die Strapazen vier- oder zweigeteilt sind: Auch die Team- und Couples-Trophy sind beim Inferno Triathlon alles andere als ein Spaziergang. Bereits die Schwimmstecke im Thunersee hat es in sich. Zu meistern sind 3,1 km vom Strandbad Thun schräg hinüber auf die andere Seeseite nach Oberhofen. Nicht selten treibt der Wind von Interlaken kommend das Wasser im schmalen Thunersee vor sich her und sorgt dafür, dass die Sportler bei der Atmung nur die Schaumkronen der sich auftürmenden Wellen sehen und gegen die Strömung ankämpfen müssen. Und dies bei Wassertemperaturen meist irgendwo zwischen 15 und 18 Grad. Zweimal bisher musste die Schwimmstrecke kurzfristig abgesagt werden.

Auf dem Rennvelo warten atem(be)raubende 2145 Höhenmeter, verteilt auf die Anstiege hinauf nach Beatenberg und auf die Grosse Scheidegg, und auch die Mountainbikestrecke fordert (30 km, 1180 Hm) ebenso wie der abschliessende Berglauf (17 km, 850 Hm).

Vor allem dann, wenn der Inferno Triathlon einen weiteren Superlativ aus dem Ärmel schüttelt: Der Unberechenbarste. In der Bergwelt der Jungfrau-Region gehören Wetterkapriolen zum Tagesgeschäft, es kann fast jederzeit alles passieren. Und dies meist kurzfristig. Auf der fast durchwegs hochalpinen Strecke mussten die Sportler schon durch dichten Nebel irren, im Neuschnee laufen oder sie wurden vom starken Wind fast weggeblasen. Am gefährlichsten für die Sicherheit sind kurzfristige Gewitterzellen mit Blitz und Donner.

Durchaus möglich daher, dass die ersten Athleten den Grat des Schilthorns bei Sonnenschein erreichen, dann aber das Ziel wegen Gewittergefahr an geschütztere Orte nach unten verlegt werden muss, notfalls bis nach Mürren. Ob Single oder Teamsportler, Triathlet oder Läuferin: Wer beim Inferno Triathlon garantiert in den Himmel will, muss zuerst meist auch ein bisschen durch die Hölle.

 

Teuflischer Genusstrail

30-km-Premiere mit Potenzial

Eine Neuheit gibt es im Rahmen des Inferno Triathlons heuer für alle alpinen Trailrunner: Zum 30-jährigen Jubiläum des Inferno Halbmarathons hat sich Streckenchef Beat Uebersax den «Genusstrail» ausgedacht, wie der pickelharte Trailrun mit typischem Oberländer Understatement bezeichnet wird. Immerhin ist er auf der Ausschreibung noch mit dem Prädikat «teuflisch» versehen worden – und dies aus gutem Grund.

Die 30 abwechslungsreichen, gleichzeitig herausfordernden und flowigen Kilometer (für jedes Jahr des Bestehens einen) sind gespickt mit saftigen und hochalpinen 3200 Höhenmetern (Notausrüstung ist Pflicht), und das alles vor einer imposanten Kulisse. Die Strecke führt zuerst der weissen Lütschine entlang, von dort knackig steil hoch zum Berggasthaus Tschingelhorn, wo bei schönem Wetter ein grandioses Panorama lockt. Danach gehts am Wasserfall «Sprutz» vorbei nach Mürren und von dort die letzten Kilometer auf der Originalstrecke des Halbmarathons via Kanonenrohr über das kleine Schilthorn hinauf bis zum Ziel vor dem Piz Gloria. Noch unklar ist, ob der «Teuflische Genusstrail» eine einmalige Sache bleiben wird oder Trailrunning langfristig in den Gesamtevent integriert wird. Bei der Premiere sind die Startplätze auf 130 limitiert.

Infos und Anmeldungen für alle Kategorien unter: www.inferno.ch

 

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