Ein Langlaufstock ist zwar bloss zwischen 150 und 200 Gramm schwer, aber ein äusserst wichtiges Accessoire, um die Kraft in einen optimalen Vortrieb umzusetzen. Die wichtigsten Punkte.
Ein Griff mit Schlaufe, ein Stock und ein Teller mit Spitze – äusserlich betrachtet sehen Langlaufstöcke eigentlich alle gleich aus. Dass dennoch wortwörtlich gewichtige Unterschiede vorhanden sein müssen, zeigt sich bereits in der Bandbreite der Preise, die pro Paar zwischen rund 70 bis 400 Franken liegen können.
Der Hauptgrund, dass erstklassige Langlaufstöcke beinahe gleich teuer sind wie Langlaufski, liegt daran, dass sich – wie bei vielen anderen Sportgeräten auch – die Verwendung von steifen und leichten Karbonfasern mittlerweile auch im Langlauf für die Masse etabliert hat.
Das Gewicht eines Stocks ist ein wichtiges Kriterium und zwischen einem Einsteigerstock und einem Rennstock können schnell einmal 50 Gramm Gewichtsunterschied liegen – pro Stock. Man rechne: Nehmen wir an, ein guter Skater schafft durchschnittlich rund 7 Meter pro Stockeinsatz, dann ergibt das für einen Marathon wie den Engadiner rund 6000 Stockeinsätze. 6000 × 50 Gramm = 300 Kilo. So viel mehr muss man mit einem Einsteigerstock während eines Marathons herumtragen als mit einem leichtgewichtigen Rennstock – der Bizeps lässt grüssen. Dennoch gilt die Gleichung «je leichter, desto besser» nur bedingt. Betrachten wir die einzelnen Elemente von Langlaufstöcken im Detail:
Das Rohr: Immer mehr Karbon
Der Langlaufstock hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Lange war Bambus das bevorzugte Material, irgendwann wurde daraus Aluminium, und mittlerweile wird bei fast allen Stöcken Karbon eingesetzt. Aluminium kommt noch vereinzelt bei Einsteigerstöcken zum Einsatz, z. B. dann, wenn sie im Klassisch-Langlauf eher zum gemütlichen Skiwandern eingesetzt werden.
Die Zusammensetzung des Rohrmaterials ist entscheidend für das Gewicht des Stockes und beeinflusst zusammen mit der Form, dem Teller und den Schlaufen auch das Pendelverhalten, welches enorm wichtig ist für einen ökonomischen und gleichzeitig dynamischen Bewegungsablauf. Das Rohrmaterial besteht heute meist aus einem Mix aus Fiberglas und mehr oder weniger Karbonfasern. Die Anordnung der Faser und auch die Qualität von Karbon können von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich sein. Grundsätzlich gilt: Je mehr Karbon verbaut wird, desto leichter, steifer und teurer wird der Stock. Wird ein Stock zusätzlich möglichst dünn konstruiert, um noch einmal ein paar Gramm Gewicht einzusparen, kann das im Highend-Bereich aber auch mal des Guten zu viel sein. So sind superleichte Karbonstöcke im Weltcupeinsatz in der Vergangenheit schon durch die schiere Kraft beim Stockeinsatz in die Brüche gegangen, weil sie im unteren Bereich zu dünn konzipiert waren. Es gilt daher abzuwägen, wie stark man das Gewicht ausreizen möchte. Wer einen leichten und dennoch robusten Stock sucht, ist allenfalls mit einem Preisniveau unterhalb Rennstufe besser bedient.
Stöcke mit viel Karbon sind enorm steif und robust. Die Steifigkeit ist erwünscht, da sie eine optimale Kraftübertragung garantiert. Bei langen Distanzen kann die Härte eines Stockes aber auch auf die die Gelenke des Oberkörpers schlagen. Für genussorientierte Läufer oder solche mit Gelenkproblemen können daher etwas weichere Stöcke passender sein.
Ebenfalls gilt: Karbon ist zwar grundsätzlich robust, aber die Steifigkeit von Karbonstöcken besteht nur in Richtung der beim Stockeinsatz gerichteten Kraft und nicht gegen seitliche Schläge hin. Wenn also z. B. bei einem Volkslauf im Gerangel ein Läufer seitlich auf einen Stock eines Mitläufers steht, können Karbonstöcke leicht brechen.
Aufgrund der Bruchgefahr sollten Karbonstöcke daher möglichst gegen seitliche Schläge geschützt werden. Das früher übliche Schneeabschlagen an den Schuhen mit den Stöcken ist daher besser zu unterlassen. Gegen Bruchgefahr beim Transport (im Auto, bei Flugreisen usw.) werden zudem spezielle Pole-Bags angeboten, die gepolstert sind oder eine Hartschalenhülle aufweisen und den Stock vor äusseren Einflüssen schützen.

Fischer
Griff und Schlaufe: Gerade – und meist aus Kork
Was der Schuh für die Füsse, ist der Griff für die Hand eines Langläufers, nämlich die direkte Verbindung zwischen dem Körper und dem Material. Griff und Schlaufe müssen vor allem eins: an die Hand passen und einen möglichst ökonomischen Bewegungsablauf gewährleisten. Das gelingt dann, wenn der Griff gut in der Hand liegt und die Schlaufe individuell so satt passt, dass sie auf Dauer nicht einschneidet und der Stock nach dem Loslassen beim Zurückschwingen der Arme wie von allein wieder in die Hand zurückfindet.
In den vergangenen Jahren wurde viel experimentiert mit nach vorne oder hinten gebogenen Griffen, mit ergonomischen Griffvarianten mit Auflageflächen für den Handballen und speziellen Schlaufenkonstruktionen. Mittlerweile sind die meisten Variationen wieder vom Markt verschwunden und es dominieren klassische und gerade Griffe aus Kork. Oder aus einem Gemisch aus Kunststoff und Kork. Das Naturmaterial hat sich aufgrund seiner Griffigkeit und seiner wärmespeichernden Eigenschaften am besten bewährt. Kunststoff ist etwas schwerer, dafür stabiler und günstiger.
Wichtig beim Kauf: Probieren Sie den Griff im Geschäft so aus, wie Sie laufen, also mit den Handschuhen. Achten Sie auf eine einfache und jederzeit durchführbare Schlaufeneinstellung. Normalerweise kann man die Fixierung der Schlaufe einstellen (z. B. mit Klemmsystemen) und die Schlaufe selbst mit Klettverschluss an die Handgrösse anpassen.
Im Hobbysport beliebt sind Schlaufen mit Klicksystemen für das einfache Loslösen der ganzen Schlaufe (z. B. wenn man kurz die Handschuhe abstreifen und etwas trinken oder sich die Nase putzen möchte). Im Racing-Bereich ist eine fixe Verbindung zum Griff und die damit verbundene direkte Kraftübertragung deutlich wichtiger als das schnelle Lösen der Schlaufe vom Griff, daher bevorzugen ambitionierte Sportler fixe Systeme.
Schlaufen aus eher steifem Material bieten einen guten Halt, können aber langfristig einschneiden, weichere Schlaufen wiederum sind komfortabler, umschliessen aber allenfalls die Hand weniger satt.
Teller und Spitze: Je kleiner, desto leichter
Auch der Teller bzw. die Tellergrösse inklusive der Spitze hat einen Einfluss auf das Gewicht und damit auf das Pendelverhalten. Rennläufer bevorzugen daher möglichst kleine Teller, ausser wenn die Schneeverhältnisse eine grössere Auflagefläche der Stöcke erfordern (weicher Sulzschnee).
Bei weichen Verhältnissen greifen Rennläufer manchmal auch zu einem Trick und bestreichen die Tellerunterseite mit Silikon, damit möglichst wenig Schnee (und damit Gewicht) daran hängenbleibt. Bei High-End-Stöcken setzen die Hersteller auf extrem kleine Teller, inzwischen meist mit Schraub- oder Stecksystemen für einen raschen Tellerwechsel. Auch für Hobbysportler, die nicht aus mehreren Stöcken auswählen können, sind variable Systeme sinnvoll.
Kostenpunkt zwischen 70 und 400 Franken
Reine Alustöcke sind am billigsten und bereits für rund 70 Franken zu haben. Sie sind solide und robust und für Einsteiger beim Klassisch-Laufen manchmal durchaus ausreichend, vor allem im flachen bis mittelsteilen Gelände. Ab rund 70 Franken beginnen die Konstruktionen mit Glasfasern in Kombination mit Karbon, sogenannte Composite-Konstruktionen. Je weniger Glasfasern und je mehr Karbon, desto teurer, leichter und auch steifer wird der Stock.
Stöcke mit Anteilen von 50% zu 50% beginnen ab 100 bis etwa 130 Franken, solche für ambitioniertere Sportler mit 80% Karbon und 20% Glasfaser ab etwa 200 Franken. Komplett aus Karbon gefertigte Stöcke können mit 300 bis 400 Franken zu Buche schlagen.
Unterschiedliche Stocklänge: Je ambitionierter, desto länger
Klassisch-Stöcke und Skating-Stöcke unterscheiden sich nicht in der Bauweise, aber in der Länge, was bedeutet, dass man zwei unterschiedliche Paar Stöcke haben muss, wenn man beide Stilarten läuft. Beim Klassisch-Langlauf sind die Stöcke rund 30 cm kürzer als die Körpergrösse, was etwa Schulterhöhe entspricht. Skating-Stöcke sind etwas länger, rund 20 cm unter der Körpergrösse. Als Faustregel dient folgende Formel:
- Körpergrösse (in cm) x 0,83 = Klassisch-Stocklänge
- Körpergrösse (in cm) x 0,89 = Skating-Stocklänge
Bei der Wahl der richtigen Stocklänge ist auch das Leistungsniveau entscheidend. Einsteiger und Hobbysportler sind mit eher kürzeren Stöcken am besten bedient, Rennläufer hingegen greifen zu längeren Stöcken, da sie eine bessere Kraftübertragung und daher besseren Vortrieb bieten.