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Ein künstliches Hüftgelenk sorgt dafür, dass die Mobilität wieder gewährleistet ist. Doch wann ist eine Operation angezeigt und welche Sportarten liegen danach wieder drin?

«Grundsätzlich sollte eine allfällige Hüft-Endoprothetik nicht von Altersgrenzen bestimmt werden, weder nach unten noch nach oben», sagt Chirurg Dieter Räber* von der Ortho Clinic Zürich und ergänzt: «Die Implantation eines künstlichen Hüftgelenkes bei fortgeschrittener Arthrose bringt dem Patienten bei komplikationslosem Verlauf eine derartige Steigerung der Lebensqualität, dass dieser Eingriff weder dem über 80-Jährigen noch einem Patienten unter 40 Jahren vorenthalten sein sollte.»

Geht es beim älteren Patienten meist um den Erhalt der Selbstständigkeit im eigenen Haushalt, bedeutet für den jungen und sportlichen Patienten eine schmerzfreie Hüfte die Wiedererlangung der Sportfähigkeit und eines normalen Alltags. Entscheidend ist laut Dieter Räber daher nicht das Alter, sondern die Frage, wieweit sich der Patient durch das Hüftleiden in seinen Aktivitäten und in seinem Alltag eingeschränkt fühlt. «Nur der Patient selber kann beurteilen, wieweit die Beeinträchtigungen durch die Arthrose letztlich seine Lebensqualität herabsetzen. Ist dies in einem nicht mehr akzeptablen Ausmass der Fall, ist die Indikation für ein künstliches Hüftgelenk gegeben, unabhängig davon, wie alt jemand ist.»

Angst vor einer beschränkten Lebensdauer der Prothese müssen auch jüngere Patienten nicht haben. Bei einem vernünftigen Bewegungsverhalten gibt es genügend Beispiele von 40-jährigen Hüftprothesen, die nach wie vor perfekt sitzen und keinerlei Beschwerden verursachen. Durch entsprechende Wahl der gelenkbildenden Materialien für das Kunstgelenk wird zudem immer erfolgreicher versucht, die Abnutzung so klein wie möglich zu halten, um eine Lockerung möglichst lange hinauszuschieben.

Sportler sind schwierige Kunden

Sportler mit einer Hüftgelenksarthrose sind nicht ganz einfache Patienten. Und zwar deshalb, weil sie ihr Bewegungsverhalten nur sehr ungern der neuen Situation anpassen und oft denken, das Sporttreiben sei auch mit einer neuen Hüfte im gleichen Masse möglich wie vorher. Was aber definitiv nicht stimmt.

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Belastende Sportarten wie Mannschaftsspiele, Skifahren bei harten Pisten und auch regelmässiges Jogging sind zwar im eingeschränkten und dosierten Masse auch mit einer Hüftprothese durchaus möglich, aber eben nur gemässigt und nicht mehr so, wie es sich ein Sportler zuvor gewohnt war. Gerade einem jungen Patienten oder Wettkampfsportler sollte daher klar sein, dass er nicht mehr alle Sportarten im gleichen Umfang wie vor dem Beginn der Hüftarthrose betreiben kann. Uneingeschränkt empfohlen sind Sportarten wie Wandern und Walking, Kraulschwimmen, Langlaufen und Radfahren.

Bei Sturzrisiko weniger Keramik

Als Konsequenz eines übertriebenen Verhaltens ist nach wie vor die Lockerung der Hüftprothese das grösste Problem, was die meisten dazu motiviert, den Einsatz einer Prothese möglichst lange herauszuschieben, so lange sie mit den Beschwerden leben können.

Bei jungen Patienten wird vor allem die Materialkombination Keramik/ Keramik und neuerdings auch das hochvernetzte, Vitamin E-haltige Polyethylen in Kombination mit Keramik bzw. Metall verwendet, da diese Kombinationen praktisch keine Abnutzung zeigen. Bei Sportarten mit erhöhtem Sturzrisiko wird Keramik etwas vorsichtiger eingesetzt, da Keramik bei einem heftigen Schlag brechen und splittern kann.

Damit sich die Muskulatur und Beweglichkeit nach dem Einsetzen einer Hüftprothese möglichst rasch erholen kann, ist eine intakte Gesässmuskulatur wichtig. Insofern sind Sportler meist besser auf eine Operation vorbereitet als Nichtsportler. Damit die Muskulatur durch einen operativen Eingriff, wenig beeinträchtigt wird, wird für die Implantation einer Hüftprothese meist der hintere Zugang zum Hüftgelenk gewählt. Die Gelenkkapsel wird dann hinten, das heisst auf der Gesässseite, eröffnet. So tritt keine Schwächung der Gesässmuskulatur ein und die Patienten zeigen sehr rasch eine ausgezeichnete Kraftentwicklung der Gesässmuskulatur und dadurch einen hinkfreien Gang.

*Dieter Räber ist Facharzt FMH Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates Ortho Clinic Zürich

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