Bei Arthrose sind die schützenden Knorpel zwischen den Gelenken nicht mehr funktionstüchtig. Was bedeutet das für den Sportler und seine sportliche Betätigung?
Der Knorpelschaden stellt eine schwere, manchmal terminale Gelenkveränderung des Sportlers dar. Viele Spitzensportler mussten ihre Karriere aufgrund solcher Schädigungen frühzeitig beenden und leiden auch nachher unter Spätfolgen früherer Kniegelenkverletzungen. Jedes Gelenk ist ein extrem belastbares, gleichwohl aber höchst sensibles Bewegungssystem, das vor allem auf Störungen seiner dreidimensionalen Gelenkmechanik – einer Kombination von Roll- und Gleit-Bewegungen – empfindlich reagiert.
Diese Störung kann durch einen Unfall entstehen. Als häufiges Beispiel sei die vordere Kreuzbandverletzung am Kniegelenk erwähnt (häufig bei Ballspielen oder im alpinen Skisport). Eine Störung der Gelenksmechanik kann aber auch durch repetitive Fehlbelastungen (z.B. ausgelöst durch Beinachsenabweichungen wie O- oder X-Bein, Übergewicht, muskuläre Dysbalancen verursacht werden. Nicht unterschätzt werden dürfen die Folgen einer schlechten Bewegungstechnik, die sich ebenfalls negativ auf die Mechanik eines Gelenkes auswirken kann.
Ausdauerbelastungen (Laufen, Skilanglauf, Radfahren) haben nach heutigen Erkenntnissen hingegen keine nachhaltigen Schäden der Gelenkoberflächen zur Folge, wenn Statik, Bewegungsmechanik und Trainingsmethodik in Ordnung sind. Im Gegenteil: Die erwähnten Sportarten sind vernünftig betrieben erwiesenermassen gesundheitsfördernd.
Bei gestörten Bewegungsverhältnissen weist die ehedem ideal glatte, spiegelnde Knorpeloberfläche zunächst Erweichungen (Stadium I) oder leichte Rauhigkeiten auf (Stadium II), die im weiteren Verlauf tiefer in die Knorpelsubstanz hineinreichen (Stadium III), zuletzt bis auf den darunterliegenden Knochen. Als Reaktion auf die Fehlbelastung passt sich schliesslich auch der Knochen der neuen Situation an. Sehr oft lassen sich verbreiterte Gelenkflächen in Form von Randwülsten erkennen, die dazu dienen, den Gelenkdruck zu vermindern (Druck = Kraft: Fläche).
Diese natürliche und an sich sinnvolle Reaktion kann allerdings eine zunehmende Bewegungseinschränkung des Gelenkes verursachen, so dass sich daraus Ausweichbewegungen und neue Fehlbelastungen, auf Dauer sogar neue Knorpelschäden in anderen Gelenken entwickeln können. Die Gesamtreaktion des Gelenkes wird als Arthrose (= Gelenkabnutzung) bezeichnet. Der Gelenkknorpel ist ein zellarmes, nicht durchblutetes Gewebe. Veränderungen – ob in positiver oder negativer Richtung – treten langsam ein. Ob eine echte Knorpelregeneration, also ein Wiederaufbau von Knorpelsubstanz möglich ist, ist unter Wissenschaftlern noch sehr umstritten, und eine ursächliche Behandlung für den Knorpelschaden existiert bis heute trotz intensiver Forschung nicht.
Die therapeutischen Massnahmen (Einnahme von Entzündungshemmern) beschränken sich deshalb auf eine Linderung der Beschwerden sowie von Schwellungszuständen, vermögen aber den fortschreitenden Verlauf nicht aufzuhalten. Eine in der Regel durch Rheumatologen praktizierte Therapieform ist zum Beispiel der Ersatz von Gelenkflüssigkeit mittels Injektionen. Das Fortschreiten der Arthrose wird dadurch aber nicht verhindert, sondern im besten Fall hinausgezögert.
Heute häufiger und durchaus auch mit Erfolg praktiziert wird die Injektion von Hylanen (Hyaluronsäureabkömmlingen) in das betroffene Gelenk hinein. Diese – eigentlich körpereigenen – Substanzen binden Wasser und entfalten auf diesem Weg quasi eine Schmiermittelwirkung. Der Effekt kann Tage, im günstigsten Fall bis Monate anhalten. Wenn die Belastbarkeit eines schmerzhaften Gelenkes eingeschränkt ist, wirkt sich dies auch auf die gelenknahe Muskulatur aus, die abgeschwächt wird.
Diese zusätzliche Beeinträchtigung kann in einen Teufelskreis führen, der im schlimmsten Fall in einem operativen Eingriff (künstliches Gelenk) endet. Eine wie früher praktizierte Stilllegung des Gelenkes hilft nichts. Auf jeden Fall wichtig ist ein individuell abgestimmtes Bewegungs- und Kräftigungsprogramm, welches bei leichten Knorpelveränderungen zu einem gewissen Grade eine Glättung der Oberfläche bewirken kann. Voraussetzung dafür ist eine möglichst vollständige Normalisierung der Gelenkmechanik, also z.B. der Koordination/Feinmotorik, des muskulären Zusammenspiels (Kraft, Beweglichkeit), der Spannung des Bandapparates und der richtigen Wahl der Sportart (Radfahren, Crawl-Schwimmen, Langlauf, Walking, Aqua-Fit, bei guter Bewegungsqualität auch Jogging). Insofern sind Rehabilitationsmassnahmen nach Unfällen sehr wichtig, um Spätschäden zu verhindern. Ob Medikamente (z.B. Gelatine) eine heilende Wirkung auf geschädigten Gelenkknorpel entfalten können, ist zumindest fraglich.