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Ein Bruch des Schlüsselbeins ist eine Sturzverletzung, von der Mountainbiker oder Rennradfahrer speziell häufig betroffen sind. Oft ist eine Operation nicht zwingend nötig.

Eine kleine Unachtsamkeit, ein plötzlicher Schlenker, eine steile Passage oder ein kantiger Felsbrocken – und plötzlich geht alles sehr schnell: Abflug über den Lenker, unkontrollierte Landung kopfüber oder direkt auf die Schulter.

Im besten Fall kommt man mit ein paar Kratzern oder einer leichten Prellung davon, nicht selten hingegen bricht das schwächste Glied der menschlichen Schulter, das Schlüsselbein. Und zwar mehrheitlich in der Mitte, dort, wo der Durchmesser des Knochens am geringsten ist. Der Bruch des Schlüsselbeines ist eine klassische Sturzverletzung, die zunehmend im Sport auftritt. Normalerweise verzeichnet die SUVA rund 1500-2000 Schlüsselbeinbrüche pro Jahr.

Höllische Schmerzen

Bei einem Schlüsselbeinbruch spürt der verunfallte Sportler unmittelbar nach dem Aufprall, was passiert ist. Höllische Schmerzen verunmöglichen jegliche Bewegungen des Armes und eine Weiterfahrt; manchmal wird der Bruch mit einem Knirschen begleitet, das durch die Reibung der Bruchstellen bei jeder Bewegung zu hören und zu fühlen ist. Über der Bruchstelle tritt rasch eine Schwellung auf. Bei einer Verschiebung der Bruchenden kommt eine sicht- und tastbare Überhöhung dazu. Betroffene halten den Arm automatisch ruhig angewinkelt am Körper, um Erschütterungen und Bewegungen zu vermeiden und die Schmerzen zu dämpfen.

Je näher der Bruch an einem Gelenk auftritt (Schultereckgelenk oder Brustbeingelenk), desto heikler ist er. Ebenso entscheidend ist, ob es ein Haar- oder ein glatter Bruch ist, bei dem die Kontaktflächen immer noch aufeinanderliegen, ein Bruch, bei dem sich die Enden verschoben haben, ein Bruch mit zusätzlicher Verletzung der Bänder oder gar ein mehrfacher Bruch.

Manchmal geht es auch ohne Operation

Bei einem glatten Bruch ohne Verschiebung kann grundsätzlich auf eine Operation verzichtet werden. Mittels orthopädischer Weste oder einer einfachen Schlinge erfolgt die Ruhigstellung des Schlüsselbeines, um das Risiko einer Verschiebung der Bruchstellen möglichst gering zu halten. Zur genauen Diagnose ist eine Röntgenuntersuchung der Schulter und des Schlüsselbeins in mindestens zwei Ebenen nötig. Gegebenenfalls ist zusätzlich ein MRI sinnvoll.

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Über die Behandlung eines Schlüsselbeinbruchs entscheidet aber nicht nur die Art der Verletzung, sondern auch der Anspruch des verunfallten Sportlers. Vor allem ambitionierte Athleten stehen einer konservativen Behandlungsmethode zunehmend kritischer gegenüber. Der Grund: Aus Sicherheitsgründen ist eine konservative Behandlung mit einer gut dreiwöchigen kompletten Ruhe- und Trainingspause verbunden. Sportler aber möchten sich möglichst rasch wieder bewegen und neigen zur Ungeduld. Sie schätzen daher Art und Umfang des möglichen Trainings nicht immer richtig ein.

Die Folge eines allfälligen Übermuts in der Rehabilitationsphase kann eine nachträgliche Verschiebung der Bruchstelle sein, wodurch das Schlüsselbein schlecht oder in einer Fehlstellung zusammenwächst, was wiederum die Beweglichkeit und Biomechanik des Schultergelenks einschränkt. Das kann im Extremfall dazu führen, dass das Schlüsselbein erneut gewaltsam gebrochen und operiert werden muss. Um solches zu vermeiden und möglichst rasch wieder trainieren oder an einem wichtigen Wettkampf teilnehmen zu können, wird im Leistungssport eher schneller zum Skalpell gegriffen als bei Normalsterblichen.

Minimalinvasive Operationstechniken

Nicht nur Sportler, sondern auch normal Berufstätige haben dank den neuen minimalinvasiven Operationstechniken mit einem Eingriff meist weniger lang Schmerzen als bei einer konservativen Behandlung und sind schneller wieder einsatzfähig. Ohnehin angezeigt ist eine Operation dann, wenn ein Schlüsselbeinbruch keine geraden Kanten aufweist oder die Bruchstellen verschoben sind.

Zwei Operationstechniken stehen dabei im Vordergrund. Bei der einen werden die Bruchenden mit einem rund zehn Zentimeter langen, leicht gebogenen Nagel fixiert. Dies verhindert in erster Linie eine Verschiebung der Bruchenden und benötigt nur einen ganz kleinen Schnitt.

Etwas aufwendiger ist die robuste Fixierung mit einer rund sechs Zentimeter langen Platte samt mehreren Schrauben. Die Platte lässt dafür am frühsten leichte Belastungen und Bewegungen über Schulterhöhe zu.

Bei der Therapie nach einem Schlüsselbeinbruch steht die Erhaltung der Beweglichkeit und Kraft im Vordergrund. Ausdauertraining auf dem Ergometer oder Krafttraining für die Beine sind von Beginn weg möglich, ab der ersten Woche kommen spezifische Übungen für Rumpf und Oberkörper dazu.

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